Gender awareness among medical students

SCHWEIZ: BILDUNG

2020

Ilire RUSTEMI / Isabella LOCATELLI / Joëlle SCHWARZ / Toine LAGRO-JANSSEN / Aude FAUVEL / Carole CLAIR, «Gender awareness among medical students in a Swiss University», in: BMC Medical Education, 3rd June 2020.

Die Studie untersucht Geschlechterstereotypen unter Studierenden der Medizin an der Universität Lausanne im akademischen Jahre 2016/2017 (vollständige Beantwortung des Fragebogens N=369) und kommt u.a. zum Schluss, dass die Gender-Sensibilität unter den Studierenden «mittel bis hoch» sei, während des Studiums steige und dass das Gender-Bewusstsein unter weiblichen Studierenden signifikant höher sei. Die Studie diskutiert die Resultate im Vergleich zu den Ausbildungen in Schweden und Holland, warum die Beteiligung an der Studie tief war und erklärt, warum eine möglichst frühe und systematische Verbesserung der Ausbildung im Hinblick auf Gender-Sensibilität in sämtlichen medizinischen Fachrichtungen für die Qualität des Gesundheitswesens förderlich sein könne.

Hintergrund zur Gendermedizin:
 
Frauen und Männer erkranken nicht nur anders, sie reagieren auch unterschiedlich, etwa auf Medikamente, dennoch wird das Geschlecht noch in vielen Forschungsstudien in der Schweiz ignoriert.
 
Soziale Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen beeinflussen die Gesundheit auf verschiedenen Ebenen, individueller bis struktureller: Gesundheitsverhaltensweisen, Differentialdiagnose der Ärzt*innen oder Entscheidungen des Managements. In den letzten 20 Jahren wurde deshalb nachdrücklich gefordert, Geschlecht und Geschlechter­dimensionen systematisch zu integrieren und das Geschlechter­­bewusstsein in der medizinischen Ausbildung, medizinischen Forschung und Epidemiologie zu schärfen.
 
Die Gendermedizin ist eine relativ junge Disziplin. An der Universität Zürich unterrichtet seit 2016 die Kardiologie-Professorin Cathérine Gebhard auch Gendermedizin und zudem startet im März 2021 der CAS-Studiengang der Universitäten Zürich und Bern zu «Sex- and Gender-Specific Medicine». Die Gendermedizinerinnen Gebhard und Vera Regitz-Zagorsek haben sich mit anderen Autorinnen etwa in der Zeitschrift Biology of Sex Differences 2020: 11:19 in einer Review mit dem aktuellen Thema Covid-19 beschäftigt: «Impact of sex and gender on covid-19 outcomes in Europe».

Schliesslich ist auch anzufügen, dass sich die Schweizer Politik mit möglichen Benachteiligungen von Frauen in der Gesundheitsversorgung befasst: am 18. Juni 2020 wurde das Postulat von Laurence Fehlmann Rielle (SP) «Gesundheit der Frauen. Bessere Berücksichtigung ihrer Eigenheiten» mit grosser Mehrheit angenommen und der Bundesrat wir einen Bericht vorlegen.

Direkter Link zur Studie