Heimarbeit muss besser geschützt werden

WELT, ILO: HEIMARBEIT

2021Die massive Zunahme der Heimarbeit aufgrund der COVID-19-Pandemie verdeutlicht die schlechten Arbeitsbedingungen vieler Menschen, die von zuhause aus arbeiten. Es wird geschätzt, dass es vor der Krise weltweit 260 Millionen solcher Arbeiter*innen gab – so die Internationale Arbeitsorganisation ILO in einer Pressemitteilung vom Januar 2021.

Die ILO hat zum Thema einen Bericht erstellt «Working from home - From invisibility to decent work» mit einer Zusammenfassung in französisch «Le travail à domicile - De l’invisibilité au travail décent».
Heimarbeit wird gemäss Übereinkommen Nr. 177 über Heimarbeit definiert als Arbeit, die eine Person ausführt (i) in ihrer Wohnung oder anderen Räumlichkeiten ihrer Wahl, die nicht die Arbeitsräume des Arbeitgebers sind; (ii) gegen Entgelt; (iii) zum Zweck der Herstellung eines Produkts oder einer Dienstleistung, das/die den Spezifikationen der Arbeitgeber*in entspricht, unabhängig von der Herkunft der zu diesem Zweck verwendeten Geräte, Materialien oder sonstigen Gegenstände.

Der Bericht unterscheidet drei Arten von Heimarbeit:
  • industrielle Heimarbeit, d.h. Produktion von Waren durch Heimarbeiter*innen als Teil der Fabrikproduktion oder an deren Stelle, aber auch die Herstellung von handwerklichen Produkten;
  • Telearbeit, d.h. Arbeit aus Distanz unter Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien. Nach Konvention Nr. 177, fällt darunter regelmässige und ständige Telearbeit zuhause oder an einem anderen selbst gewählten Ort;
  • Heimarbeit auf digitalen Plattformen, die sich auf Aufgaben im Dienstleistungssektor bezieht, die von Crowdworker*innen nach den Vorgaben der Arbeitgeber*in oder Vermittler*in ausgeführt werden, ohne dass die Arbeitnehmer*innen die Autonomie und wirtschaftliche Unabhängigkeit haben, um nach nationalem Recht als selbstständig zu gelten.
Weltweit machte Heimarbeit 2019 7.9% aus, wobei in einigen Ländern der Anteil bis 15% beträgt. Stellung der Arbeiter*innen (selbständig oder unselbständig) sowie Art der Heimarbeit variieren je nach Land und Region. Heimarbeit ist Frauenarbeit: nach Schätzungen der ILO waren es 2019 ca. 174 Millionen Frauen (56%) und 113 Millionen Männer. Dabei arbeiten 11.5% der Arbeiterinnen und 5.6% der Arbeiter von zuhause.

Der Bericht der ILO legt Vorteile und Risiken der Heimarbeit dar, wobei Heimarbeiter*innen allgemein weniger verdienen, gewerkschaftlich schlecht organisiert sind und weniger Zugang zu Bildung und Weiterbildung haben. Auch sozialversicherungsrechtlich bestehen erhebliche Lücken. Schliesslich ist Heimarbeit oft auch mit gesundheitlichen Risiken verbunden, sowohl physischen wie psychosozialen. Oft ist sie informell und bewegt sich damit ausserhalb jeden rechtlichen Rahmens.

Das Übereinkommen Nr. 177 über Heimarbeit und die dazugehörigen Empfehlungen setzen sich insbesondere die Förderung der Gleichbehandlung der Heimarbeiter*innen mit den übrigen Lohnarbeiter*innen zum Ziel - von der Unsichtbarkeit zur menschenwürdigen Arbeit.

Mehr dazu: ILO-OIT - Formes atypiques d'emploi - Le travail à domicile