Progetto STEP

ITALIEN: STEREOTIPI E PREGIUDIZI NELLA MAGISTRATURA - STEREOTYPEN UND VORURTEILE IN DER JUSTIZ


Progetto STEP

 

Ein Projekt der Università degli Studi della Tuscia in partnership con l'Associazione Differenza Donna OnG

STEP zielt darauf ab, die Stereotypen und Vorurteile zu untersuchen, die weibliche Gewaltopfer im Justizsystem und in der Presse betreffen. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurden mehr als 200 Gerichtsurteile zu männlicher Gewalt gegen Frauen sowie über einen Zeitraum von 3 Jahren hinweg 16‘000 Zeitungsartikel analysiert.

Was insbesondere die Gerichtsurteile anbelangt, kam die Untersuchung zu folgenden Schlussfolgerungen:

Die gesellschaftliche Repräsentation von Gewalt neigt dazu, die Verantwortung der gewaltausübenden Männer aufzuweichen, abzuschwächen und auszublenden. Die Strategien, die sowohl in journalistischen als auch in juristischen Kontexten eingesetzt werden, lassen sich auf einige wiederkehrende rhetorische Felder zurückführen:
  • der Appell an ein angeblich «natürliches», übermächtiges Vorherrschen des Gefühlszustandes (er «reagiert» logischerweise auf etwas, das sie gesagt, getan oder nicht getan hat);
  • die Bezugnahme auf Wörter, die sich auf den semantischen Bereich der Eifersucht, des Besitzes, des Raptus beziehen, und so einen rechtfertigenden Rahmen aktivieren;
  • der Verweis auf abmildernde und beschönigende Äusserungen von Gewalt innerhalb der Partnerschaft oder der Familie, und damit ihre Rückführung in den Bereich normalisierter Familienkonflikte;
  • die Redimensionierung von sexueller Gewalt, die auf eine natürliche, typisch männliche «Ausgelassenheit» des Aggressors zurückgeführt wird, die vom Opfer stillschweigend akzeptiert wird.
Stereotype und Vorurteile führen, wenn sie in den Texten der Urteile verankert sind, zu einer gesellschaftlichen Darstellung von Gewalt, die die Verantwortung der Aggressoren abschwächt.
Was die Massmedien anbelangt, fällt auf, dass Gewalt gegen Frauen ein Narrativ ohne Schuldige ist, das sich nicht an den Fakten orientiert. Gewalt «passiert», sie wird nicht ausgeübt.
Besonders interessant ist das Projekt auch deshalb, weil für beide Bereiche (Massmedien und Justiz) best und worst practices herausgearbeitet wurden, d.h. an konkreten Beispielen wurde aufgezeigt, wie man/frau es besser machen könnte: Buone e cattive pratiche.
Link zum Projekt und den Forschungsergebnissen: progettostep.it.

Am 7. Mai 2021 hat die Tessiner Frauenstreikkoordination nateil14giugno eine Videokonferenz mit Prof. Flaminia Saccà und dr. Rosalba Belmonte, von der Università degli Studi della Tuscia durchgeführt.

Die Konferenz wurde registriert und ist hier abrufbar: La verità delle parole. oder auf yotube